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Mit Jesus unterwegs
CVJM und Freizeiten – das gehört zusammen so wie Drei im Weggla. Für alle Nicht-Franken kurz erklärt: Drei im Weggla sind drei Bratwürste im Brötchen und die gehören einfach zusammen. Würden wir in unseren Vereinen also eine Umfrage zu Freizeiten starten, könnten wohl fast alle – ob jung oder alt – eine legendäre Geschichte erzählen. Von witzigen Aktionen bis hin zu intensiven Begegnungen mit Gott wäre alles dabei. Warum kriegen wir so einen Glanz in den Augen, wenn wir uns an diese Zeiten erinnern? Und warum ist dieses Konzept der Freizeiten zwar alt, aber immer noch relevant für die Arbeit mit (jungen) Menschen?
Warum führen wir Freizeiten durch?
Bei Freizeiten machen wir uns gemeinsam auf den Weg, um neue Kulturen zu entdecken, um aus einem Haufen Fremder eine Gemeinschaft zu formen und im besten Fall im christlichen Glauben zu wachsen. Wenn wir in die Bibel schauen, hat Jesus eigentlich auch nichts anderes gemacht. Jesus ruft seine Jünger auf: »Kommt folgt mir nach!« Was das genau bedeutet, erklärt er nicht. Aber drei Jahre gemeinsam durch das besetzte Land zu laufen, Spenden zu sammeln, Dämonen auszutreiben, zu predigen, zu heilen, zu lernen und zu lehren, das hinterließ zweifellos Spuren. Dabei konnten die Jünger in den extremsten Situationen die lehrreichsten Erfahrungen gewinnen.
Was passiert beim Unterwegs sein?
In der Bibel sind Menschen ständig unterwegs und erleben auf ihrem Weg eindrucksvolle Dinge mit Gott. Abraham wird aufgerufen, seine Heimat zu verlassen, Jakob muss fliehen und ringt mit Gott, Mose führt das Volk durchs rote Meer. Später muss das Volk 40 Jahre in der Wüste leben und wandern. Erst zu Zeiten Davids wird das Volk sesshaft und nimmt den Tempelbau in Angriff. Im neuen Testament zieht Jesus mit seinen Jüngern umher. Paulus bringt das Evangelium nach Europa an unterschiedliche Orte. Auch hier werden die Menschen schließlich wieder sesshaft. Kleine Gemeinden gründen sich und wachsen von Jahr zu Jahr. Egal, in welchem Szenario, es passiert Veränderung. Und das auf ganz unterschiedlichen Ebenen.
1. Auf lokaler Ebene:
Die meisten verlassen ungern ihr Zuhause. Doch Gott ruft Menschen aus ihrem gewohnten Umfeld, damit sie ihren Horizont erweitern oder ihre Lebensqualität verbessern. Der Weg von A nach B birgt oft auch Herausforderungen. Verfolgung, Krieg oder Langeweile. In der Bibel lesen wir, dass Unterwegssein kein Zuckerschlecken ist. Am Ziel angekommen, heißt es auch nicht immer, dass dort alles schön ist. Aber bei Gott ist häufig der Weg das Ziel. Unterwegs sein auf Freizeiten, heißt auch sich ins Unbekannte wagen. Oft ist es nur ein Ort, den man von einer Webseite kennt und bei dem man hofft, dass die Bilder nicht gelogen haben. Für Kinder und Jugendliche ist es teils das erste Mal, weg von Zuhause zu sein oder im Ausland tatsächlich eine neue Kultur kennenzulernen.
2. Auf der inneren Ebene:
Wenn wir mit Jesus unterwegs sind, dann passiert Veränderung. Dabei drängt sich Jesus nie auf. Ihm gelingt es, dass ein Satz wie »Komm folge mir nach« wie eine Einladung klingt. Als Petrus übers Wasser zu ihm laufen will, sagt er auch nicht: »Lass das mal bleiben!« Stattdessen ermutigt er Petrus: »Komm her.« (Matthäus 14:25-33) Auch die Emmaus-Jünger erfahren Trost, als sie mit Jesus gehen. Und sie stellen nach dem Gespräch fest: »Brannte nicht unser Herz, als er uns die Schriften auslegte?«. (Lukas 24,13-22)
Jesus legt aber durchaus auch Finger in die Wunden, so wie bei der Frau aus Samarien am Brunnen. Hier fragt Jesus ganz gezielt nach ihrem Mann und zeigt damit, ohne sie bloßzustellen, wo der wunde Punkt in ihrem Leben ist. (Johannes 4) Auf Freizeiten haben wir die Möglichkeit, zu ermutigen, gemeinsam nach Antworten zu ringen oder einfach zuzuhören. Für das, wofür unter der Woche in der Gruppenstunde oft nicht ausreicht, ist die Zeit unterwegs extrem wertvoll.
3. Auf gemeinschaftlicher Ebene:
Die Jünger waren aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten zusammengewürfelt: Zöllner, Fischer, Aktivisten. Aus manchen Bibelstellen kann man gut herauslesen, dass da nicht immer »Love, Peace and Harmony« herrschte. Heute erleben wir teils ähnliche Zustände. Anfangs wird bei mancher Gruppenzuteilung noch das Gesicht verzogen, doch am Ende merkt man, dass die andere Person gar nicht so ist, wie man anfangs dachte. Aus völlig Fremden werden auf einmal Freunde. Gerade durch lustige Erlebnisse, verrückte Spiele oder schlichte Situationskomik wächst die Gruppe zusammen und erlebt oft einen Zusammenhalt, an den man sich Jahre später noch gern erinnert.
»Aus großer Macht folgt große Verantwortung«
Wir stellen fest: Bei Freizeiten erleben die Teilnehmenden eindrucksvoll, was es heißt, Nachfolger:in Jesu zu sein. Doch das setzt auch unter Druck. Meiner Meinung nach ist es gut, Ansprüche und Visionen zu haben. Wir müssen uns als Christen auch nicht verstecken, denn wir sollen das Licht dieser Welt sein.
Und doch birgt dies auch Gefahren. Denn manchmal kommen Teilnehmende dort in vulnerable Situationen. Zum einen sollten wir uns bewusst machen, dass Freizeiten nicht für jeden immer eine tolle Erfahrung waren, sondern Einzelne sogar Schlimmes erleiden mussten, weil sie körperliche und seelische Verletzungen erlebt haben, insbesondere in Fällen des psychischen, physischen oder geistlichen Missbrauchs. Die Vorbereitung einer Freizeitmaßnahme ist daher auch komplex und kompliziert, aber es ist wichtig, dass wir diese Gefahren ernst nehmen und vorbeugen.
Freizeiten sind auch wunderschöne, teils anstrengende Erfahrungen. Dennoch sollten wir uns immer wieder neu vor Augen führen, was für ein Privileg es ist, dass uns Menschen anvertraut sind und welche Verantwortung dies bedeutet. Zwar können wir etwa bei Geländespielen nicht immer gewährleisten, dass alle ohne Schrammen nach Hause kommen. Aber eines gilt stets: Jede Person, die teilnimmt und mitarbeitet, ist Gottes geliebtes Kind und verdient Wertschätzung und Respekt. Mein Verständnis von Freizeiten ist: Ich sähe den Samen, ich streue Gottes Liebe und Gottes Wort. Ob das Pflänzchen jedoch aufgeht, liegt in Gottes Verantwortung.
Auf den Weg machen
So sehnen wir uns manchmal nach der ein oder anderen Freizeit oder Tagung zurück. Dabei lechzen wir oft nach Inspiration oder einer intensiven Gottesbegegnung, um zu erleben, was Jesus von sich sagt: »Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben«. (Johannes 14,6)
Jesus ist der Weg, auf den wir uns begeben, wenn wir unterwegs sind. Dabei finden wir Jesu Wahrheiten oder erleben ihn konkret. Zugleich erleben wir auf Freizeiten Lebenslust, Freude und einen Vorgeschmack auf die Ewigkeit. Doch Jesus ist nicht nur am Lagerfeuer eines Freizeitenhauses mit zu kleinen Betten oder miefender Toilette, sondern Jesus selbst ist das Leben – auch in unserem persönlichen Alltag. Daher gilt gerade auch hier seine Aufforderung: »Komm folge ihm nach.«
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