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Begegnungen

Ein Treffen im CVJM Nürnberg am 20. Mai 2019 mit Dina Ketzer & Tobias Knörich

 

Von Links nach Rechts: Konrad Herdegen, Dina Ketzer, Tobias Knörich

 

Im Rahmen der Regiowoche des CVJM Bayern, dieses Jahr in der Region Mittelfranken-Ost, besuchen wir auch ältere CVJMer, um mit Ihnen über den CVJM, Glauben und ihr Leben zu sprechen. Im Haus des CVJM Nürnberg am Kornmarkt erwartet uns Konrad Herdegen. Hier sind Konrad und seine Frau Ursel als Ruheständler nach wie vor ehrenamtlich aktiv. Für die Begegnung hat er uns belegte Brezen und Getränke vorbereitet. Obwohl wir uns das erste Mal treffen, ist die Stimmung gelassen und vertraut. Wir kommen schnell ins Gespräch und Konrad beginnt auf Nachfrage aus seinem Leben zu erzählen.

 

 

Auf einer Freizeit des CVJM Bayern in Friedrichshafen mit Karl Schmid und Bruder Michael bekehrt er sich mit 16 Jahren. Es ist ein Bibelwort aus der Offenbarung, das ihm die Augen öffnet: „Ich kenne deine Werke: Du hast den Namen, dass du lebst, und bist tot.“ (Offenbarung 3,1) Er kommt zu einem wahren Glauben an Jesus Christus, der bis heute sein Leben bestimmt. Danach ist vieles anders. „Mit meiner Bekehrung habe ich auch meine Berufung empfangen.“ Mit dem Wunsch die frohe Botschaft weiterzusagen, gründet er eine neue Jungschar in seinem Heimatort Uttenreuth. Beim Essen zu Hause gibt es von nun an ein Tischgebet und auch die Beziehung zur Familie verbessert sich spürbar. Auf die Frage, was ihn am Anfang als junger Christ getragen hat, antwortet er klar und entschieden: Ein wöchentlicher Gebetskreis und ein Leiter, mit dem man über alles reden und den man alles fragen konnte. „Ich weiß nicht, wo ich jetzt wäre, wenn Klaus Neureuther mich damals nicht begleitet hätte.

 

 

Danach entscheidet sich Konrad zunächst für eine kaufmännische Ausbildung bei Siemens und leistet seinen Wehrdienst beim Bundesgrenzschutz. Es waren bereichernde Jahre, als Christ in einem säkularen Kontext unterwegs zu sein. Ein ehemaliger Kamerad sagt bei einem Treffen nach 50 Jahren: „Der Konrad hat am Abend immer Bibel gelesen und erst danach haben wir das Licht ausgemacht.

 

Nach dem Wehrdienst entscheidet sich Konrad gegen offene Türen für eine aussichtsreiche Karriere bei Siemens und folgt seiner Berufung in die Hauptamtlichkeit. Nach einem sehr prägenden, einjährigen Praktikum beim CVJM München lässt er sich an der Evangelistenschule Johanneum ausbilden.

 

Prägend war hier vor allem der Dozent Dr. Bieneck, durch den Konrad einen neuen tieferen und lebendigeren Zugang zur Bibel findet. Auch Zweifel und eine Krise gehören zu der Zeit am Johanneum, die Konrads Glaubensfundament aber letztlich nur stärkten. Nach 3 Jahren dann, als die offenen Stellen verlesen wurden, wartet eine Überraschung. Der CVJM München hat nicht etwa eine offene Stelle angeboten, sondern ohne Vorankündigung wird Folgendes verlesen: „Hiermit berufen wir Konrad Herdegen als Sekretär in den CVJM München.

Trotz einiger Einwände beginnt Konrad also nun seine Tätigkeit als Sekretär in München, denn „da war doch geistliches Leben“. Hier trägt seine Arbeit schnell Früchte. Für junge Familien betreut er Hauskreise in Münchner Vororten, sowie Gebetskreise an Schulen. Er arbeitet viel mit jungen Erwachsenen, Familien und Jugend. Er erzählt: „Im CVJM München habe ich die Tiefe des Wortes Gottes als Begründung des CVJM kennengelernt und die Weite einer Arbeit in der Großstadt und die Weite eines Netzwerkes unter Christen wie es damals die Evangelische Allianz in München gewesen ist.“

 

Konrad berichtet von geistlichen Aufbrüchen und gesegneten 10 Jahren im CVJM München. Er hat hier auch seine Frau Ursel kennengelernt und geheiratet. Er berichtet von ihrem gemeinsamen Weg, Höhen und Tiefen. Wenn er anfängt von Ursel zu erzählen, spürt man seine Dankbarkeit und Liebe für seine Frau. Es ist berührend das zu sehen, nach fast fünf Jahrzehnten Ehe.

 

 

Nach den Jahren in München wird Konrad als Praxisdozent ans Johanneum gerufen. Innovativ entsteht das neue Praxisjahr, das sich bis heute bestens am Johanneum bewährt hat. Er hinterlässt Spuren.

 

 

Dann steht Konrad noch einmal vor einer großen Entscheidung. Entweder Pfarrer der bayrischen Landeskirche in München werden oder Leitender Sekretär im CVJM Nürnberg. Dieser Verein ist zu dem Zeitpunkt teils zerstritten und vielleicht seine schwierigste Aufgabe bisher und doch - er entscheidet sich für den schwierigen Weg als CVJM Sekretär und schafft es Brücken zu bauen und  hilft, eine feste, geistliche Mitarbeitergemeinschaft aufzubauen. Durch sein ganzes Leben ziehen sich diese Entscheidungen gegen vermeintliche Sicherheit, Stabilität und Karriere, aber für den Ruf Gottes in seine unterschiedlichen Berufungen. Er sagt sachlich nüchtern, es wäre nicht immer einfach gewesen, aber „lieber ein Risiko auf sich nehmen“ als nicht gehorsam sein. Über die Zeit in Nürnberg berichtet er später: „Im CVJM Nürnberg ist mir der CVJM auch Heimat mit vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern geworden und ein wunderbares Instrument, um Menschen in Nürnberg mit dem Evangelium von Jesus bekannt zu machen.

 

 

Man merkt an seinen Erzählungen und seiner Art zu erzählen: Sein Leben ist durchzogen von einer tiefen Liebe zu Jesus und den Menschen, von Leitung durch den Heiligen Geist und der Nachfolge Christi. Er ist kein extrovertierter Entertainer und schon gar kein Egozentriker. Er ist ein seelsorgerlicher Typ, der am Einzelnen interessiert ist und baut Brücken, verbindet Menschen und Prägungen. Er lebt und bezeugt das Evangelium. Damals wie heute.

 

Ich bitte ihn zum Abschied noch um einen Rat für junge Christen wie mich. Was er sagt, sagt er aus der Erfahrung und Weisheit von jemandem, der sein Leben treu für Jesus Christus gegeben hat:

Ich bin selber vom Wort Gottes geprägt, darum mein erster Rat:

Lies das Wort Gottes, antworte auf das Wort Gottes im Gebet. Tausch dich mit jungen Christen aus über das Wort Gottes.

Und das Zweite: Mach etwas aus deinem Leben – nicht auf der Karriereleiter, oder: nicht nur auf der Karriereleiter – sondern mach aus deinem Leben etwas, indem du Jesus dienst und durch Jesus anderen Menschen dienst und für sie da bist. Der CVJM bietet dafür eine wunderbare Gelegenheit.

 

Wir sind dankbar für das Gespräch und alle drei tief berührt, als wir zum Schluss noch gemeinsam füreinander beten. Wir sind dankbar für Menschen wie Konrad Herdegen und das Zeugnis, das sie uns geben. Wir merken, es ist von größtem Wert, von denen zu hören und die zu fragen, die unsere geistlichen Väter und Mütter sind.

 

Tobias Knörich & Dina Ketzer